eiskellerberg/film production , Germany 2022. A film by Yael Kempf and Carl Friedrich Schröer, edited by Anke Strauch
„Irgendwas geht immer“, macht uns Kasper König Hoffnung. Irgendetwas. Wenn das nicht schon viel wäre. Kasper König (geboren als Rudolf Hans König am 21. November 1943 in Mettingen, Westfalen) ist bekannt für seinen Hang zu lockeren Witzen und subtilen Postkarten.
Der Spruch ist auf der Rückseite einer Postkarte aus dem Shop des Westfälischen Landesmuseums zu finden. Die Vorderseite zeigt Adam und Eva, die vom Baum der Erkenntnis essen und so die Sünde in die Welt bringen. Johann Brabender schuf die Skulpturengruppe um 1545 für das Eingangsportal des Münsteraner Doms. „Falls from Man“ ist eine von Koenigs Lieblingserregungen und Ausgangsmaterial für viele Ausstellungen. Auch in den dunkelsten Fällen will er die Hoffnung nicht aufgeben. Denn sowohl auf dieser als auch auf der anderen Seite des Paradieses gilt: „Irgendetwas geht immer.“
Keine einfache Grundeinstellung, darf man annehmen. Kasper König gibt eloquent Auskunft darüber, wie ein aufregendes Leben dennoch gelingen könnte (wie der Name, den er sich gegeben hat, andeutet). Er hat 55 Jahre „innerhalb und außerhalb des Kunstbetriebs“ auf dem Buckel. Eine Biografie, die keine sein will, ist in Arbeit.
„WAS SCHÖN IST, WEISS ICH NICHT“ hieß seine letzte Ausstellung in St. Agnes, dem Sitz der Galerie seines Sohnes Johann König in Berlin. Géricaults monumentales Gemälde Das Floß der Medusa und Dürers Bauernsünde dienten als Vorlagen für die Auseinandersetzung mit einem Grundkonflikt künstlerischen Schaffens: Weltanschauung oder Abkehr? Unschuldig im Paradies, aber unwissend, oder sündig, aber wissend? Solidaire oder Solitaire (Albert Camus)?
Der vielleicht berühmteste Postkartenschreiber der Kunstgeschichte fasste kürzlich sein Leben in 15 Ausstellungen „BESTE KUNST“ zusammen. Es gab noch viele mehr. Genug. “Ich bin zu alt”. König tritt zurück.
Wie schon 1977, 1987, 1997, 2007 und 2017 finden die Skulpturenprojekte 2027 in Münster parallel zur documenta und der Biennale in Venedig statt. Nach 40 Jahren findet Kasper König seinen Ausweg als künstlerischer Leiter. Für die sechste Auflage wird ein neuer „Kopf“ benötigt. Unmittelbar nach der documenta soll ein Auswahlgremium den Kopf, männlich oder weiblich, vorstellen. Wie es aus Münster schön gequetscht wird: „Mit deutlich verstärkter Einbeziehung künstlerischer Perspektiven über Mitteleuropa und Amerika hinaus“. Natürlich hat König schon seine Nachfolge im Auge, verraten will er natürlich nichts. “Ich will niemanden erschießen.”
Postkarten bleiben jedenfalls ein Licht im Tunnel der Hoffnungslosigkeit.
eiskellerberg.tv traf Kasper König zum Interview in seinem neuen Zuhause in Berlin.
Note: The Museum Angewandte Kunst in Frankfurt aM is showing erfolgreiche Künstlerbücher vom 7. Mai bis 28. August 2022 . Der Verlag der Buchhandlung Walther König
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