Körperlos in Raum und Zeit

Virtuelle Raumsinstallation

Guillermo Federico Heinze, Transient Landscape 2, 2020

Date me Digital ist die neue Dating-line für junge Künstler*innen. Fortgeschrittene Talente, die sich mit Laptop und Co. schon gut auskennen, können dort an einer Ausstellungsserie teilnehmen. Das ist soweit nichts Neues in Corona-Zeiten und doch wieder schon.

Pascal Sender, Selfportrait Render, 2020

Der Q18 Raum – Quartier am Hafen in Köln-Deutz wurde, der Not gehorchend, erst einmal komplett durchgescannt und zu einem 3D Modell umkodiert. In dieses 3D-Raummodell hat Kurator Wilko Austermann zwei Künstler, Pascal Sender, Guillermo Heinze und die Künstlerin Olga Federova per Email zur Teilnahme eingeladen. Alle drei haben, was sonst, virtuelle Werke für den 3D Raum kreiert. Ihre Arbeiten sind nun „wahrnehmbar“, only online (http://qah.koeln/de/).

Für viele Künstler bleibt der virtuelle Raum die letzte Präsentations- und Rückzugsfläche. Wie die Künstler auf die virtuelle Ausstellungssituation reagieren, ist der Clou der Operation. Wie ihre Eingriffe und Installationen es verarbeiten, eine völlig entsinnlichte und körperlose Welt zu transformieren, ist die Frage der Krise schlechthin. Abstand halten bedeutet auch, körperlich unnahbar zu bleiben. Alle drei verzichten Im Q18/3D dazu auf figürliche Animationen wie auf interaktive Spielchen.

Pandemic Love – Olga Federova digitalbody6

Pascal Sender hat für DmD aus dem virtuellen Raum einen Filter gebaut. Besucher können so über ihr Handy den virtuellen Raum mit seinen Kunstwerken erkunden. Olga Federova arbeitet an der Schnittstelle von Fotografie, Malerei, Video und Installation. Mit Hilfe von Rendering Software erstellt die Künstlerin dreidimensionale Formen und fügt sie in Räume ein, die durch eine Sterilität gekennzeichnet sind, gerne greift sie auf Vorbilder der Kunst- und Filmgeschichte zurück. Ihre dystopische Komposition ruft beunruhigende Reaktionen hervor, verstörend und hoffentlich nicht mit Gewöhnungsfaktor an eine „Neue Normalität“.

Guillermo Federico Heinze, Transient Landscape 10, 2020

Guillermo Federico Heinze nutzt in seinen Werken verschiedene digitale Techniken. Ihn interessieren unterschiedliche Wahrnehmungen von Licht, Z.B. in Hologrammen. Für DmD hat Guillermo Heinze eine virtuelle Installation aus Spiegeln und Licht geschaffen.

Date me Digital wird fortgesetzt. Um den künstlerischen Austausch im Atelierhaus Q18 zu stärken, soll das Ausstellungsprogramm ausschließlich externe Künstler zeigen. Außerdem will man jungen Kuratoren die Möglichkeit geben, sich im Laufe eines Jahres zu entwickeln und zu positionieren. In diesem Jahr ist Wilko Austermann (geb. 1979) an der Reihe. Zu nächsten Staffel von DmD hat der Kunsthistoriker schon Samuel Capps, Diane Edwards, Eva Papamargariti, Evangelos Papadopoulos und Sebastian Thewes – Landscape eingeladen (19.06 -05.07.2020). In insgesamt vier folgenden Projekten werden vier unterschiedliche Themenfelder der digitalen Kunst befragt. Internationale Künstler werden mit Medienkünstlern aus NRW im Dialog präsentiert. Das im Internet populäre „Dating“ ist ein solches Thema, wie auch „Landschaft“.

Ein Austausch mit den „vor Ort“ arbeitenden realen Künstler*innen wird durch ein Screeningprogramm angeregt, heißt es. Alle vier digitalen Ausstellungen und Performances „werden intensiv vor Ort und über die Sozialen Medien vermittelt“.

 

 

Redaktion: Anke Strauch

 


 

Mehr zum Thema:

Auf dem Weg – Wilko Austermann, Kurator. Ein Portrait

 

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