Beat Wismer, 1953 in Ruswil geboren, wurde September 2017 als Generaldirektor des Museums Kunstpalast in Düsseldorf verabschiedet. Jetzt blickt er erstmals auf seine Dekade in Düsseldorf zurück.
eiskellerberg.tv Zurück in der Schweiz, wie denken Sie über ihre Düsseldorfer Jahre?
Beat Wismer Wenn ich an Düsseldorf zurückdenke… Man konnte hier wunderbare Ausstellungen machen. Das ist eine Stadt, in der es sich sehr angenehm lebt. Es ist ja alles etwas anders geworden als anfangs gedacht. Es gab da viele Überraschungen. Viele positive, eine negative. Es hat sich sehr, sehr viel verändert in der Zeit. Seit ich gekommen bin, also in den zehn Jahren, gab es den Auszug von e.on.
Eine ganze Dekade, auch eine Ära?
Eine Dekade. Also wie ich gekommen bin, war der erste Vertrag mit der e.on zu Ende. Man hat mir aber gesagt, ich erinnere mich sehr deutlich an Ulrich Hartmann, den e.on-Vorsitzenden, sehr kunstaffin, der mir sagte: `Sie wissen doch, wir werden Sie nicht im Stich lassen. Sie sehen ja, wo wir sind. Wir sind ja Ihre Nachbarn.´ Zehn Jahre später ist die e.on gar nicht mehr in Düsseldorf. Das ist ja eigentlich das Erstaunliche. Es kann Einiges sehr schnell gehen. Das Haus steht jetzt am e.on-Platz, aber da ist kein e.on mehr.
Fühlen Sie sich im Stich gelassen?
Ich hätte mir nie im Traum gedacht, dass ich hier eine spanische, eine große spanische Ausstellung machen könnte. Das hatte ich nicht auf dem Schirm. Da wurde ich ja ein bisschen durch die e.on angespitzt, weil die mit Spanien damals ins Energie-Geschäft kommen wollten. Daraus wurde dann El Greco in Düsseldorf. Aber ohne e.on als Sponsor. Der Deal mit Spanien ist ja geplatzt.
Wie weit hing der Kunstpalast denn von den Geschäftsinteressen des Stiftungspartners e.on ab?
Immer weniger. Ich ahnte auf einmal Möglichkeiten, die ich mir vorher nie hätte vorstellen können. Ich war wirklich ohne irgendeinen Plan zu El Greco oder Zurbarán hierhergekommen. Aber dann habe ich Feuer gefangen und diese beiden Spanier-Ausstellungen gemacht, obwohl es einen Teil der Trägerschaft gar nicht mehr interessiert hat.
Ja, das war’s. Dann hatten wir einen bescheidenen Traum, dass das Dach des Museums schneller repariert sein würde, also, dass wir für die Politik eine Wichtigkeit hätten. Das ist schnell als Illusion verpufft.
Sie sprachen von Überraschung. Man kommt in eine fremde Stadt, steigt in die Leitung eines fremden Museums ein. Was war die größte Überraschung?
Einerseits war es positiv, dass wir das Museum als, ich sage jetzt mal, Bürgermuseum verstanden haben. Also ich glaube die Leute in Düsseldorf mochten dieses Museum. Sie dachten wohl `das ist unser Museum´. Dieser Bau wurde aber dann, als diese Sanierungspleite einsetzte, dieser Bau wurde dann irgendwie nicht angenommen, hatte man das Gefühl die Menschen hier wenden sich ab. Zuerst gab es noch diese Wiedereröffnung nach der ersten Sanierung, das kam prima an. Dann gab es diesen Pfusch, das war die ganze große Enttäuschung.
Den was?
Ja diesen Pfusch. Das Dach war wieder undicht. Wir mußten das gesamte zweite Obergeschoss wieder schließen. Dann die Enttäuschung, dass das wirklich bis heute nicht in Stand gebracht wurde. Einer der schönsten Momente war doch gleich 2011, als wir die Sammlung wieder eröffnen konnten. Das wurde auch sehr gut angenommen. Ich hatte ja auch das Gefühl, dass ich mit meinem Umgang mit der Sammlung und auch mit den lokalen Gegebenheiten recht gut rüberkomme. Ich war ja immer von einer ambitionierten Bescheidenheit. Die Spot-On Reihe war mir sehr wichtig, ein kleines, feines Gefäß, und es wurde auch meistens gut angenommen. Da konnte man kleinere Sachen vorstellen. Von Blockbustern war ja eigentlich zu meiner Zeit wenig mehr die Rede. Also Blockbuster war ja die Ära Martin.
Was denn dann?
Als ich kam, gab es das große e.on-Geld für Ausstellung schon nicht mehr. Da wurde ja auch diese Blockbuster-Erwartung etwas runtergefahren. Damit fühlte ich mich eigentlich ganz wohl.
Martin hatte die e.on ja, wenn man es bildlich sagen möchte, dicht im Nacken.
Kann man so sagen. Jedenfalls waren wir die Blockbuster-Erwartung quitt.
Ihre zehn Jahre haben ja immer mehr Schwung aufgenommen. Es gab immer größere, auch großartige Ausstellungen.
Das Lustige ist ja eigentlich, die größten Erfolge und auch persönlichen Glücksgefühle, also dieses Jahr mit Greco und danach Gursky, das war ja wirklich der Hammer, das konnte man so nicht weiterführen. Im selben Jahr kam dann die ganze Pleite mit dem Dach. Das war wirklich ein unglaublicher Wechsel. Unglaublich.
Die viel gerühmte Düsseldorfer Künstlerschaft? Haben die das Haus getragen, mitgetragen?
Hätte mehr sein können. Man hätte vielleicht mehr mit ihnen machen können, müssen. Ich glaube, der Traum, schwierig zu sagen, ich glaube, der Traum des Düsseldorfer Künstlers ist letztlich schon die Sammlung des K20, weil es da die ganzen internationalen Heroen gibt.
Die größte Ausstellung war El Greco und die Moderne. 185.000 Besucher kamen, um das zu sehen. Dicht gefolgt von Andreas Gursky mit 165.000. Darauf bin ich auch dann ein bisschen stolz. Wir haben eine der schönsten Gursky-Ausstellungen gemacht. Also wirklich. Das war auch eine prima Zusammenarbeit, das war wirklich ganz schön.
Es wurde auch eine sehr erfolgreiche Ausstellung, weil sie sogar viel Geld einspielte. Eine Foto-Schau kostet weniger als eine El Greco-Ausstellung
Die El Greco-Ausstellung hat was anderes bewiesen. El Greco war sicher sehr teuer. Aber wenn man viel Geld in die Hand nimmt und tolle Ausstellungen machen kann, dann kann man das Geld auch wieder einspielen. Also mit viel Geld kommt auch viel zurück. Die El Greco-Ausstellung hat positiv abgeschlossen, auch finanziell.
Das war die ganz große Überraschung. Wir planten natürlich so wie es in meinem Naturell liegt, zuerst El Greco klein aber fein. Aber dann haben wir realisiert, dass wir eigentlich fast alles an Leihgaben kriegen, was wir nur wollten. Irgendwann haben wir realisiert, dass wir die erste El Greco-Ausstellung in einem deutschen Museum, sogar in einem Museum im deutschsprachigen Raum vorbereiten. Dann haben wir natürlich auf die Tube gedrückt. Es gibt ja dann diese ganz schönen Momente, wo du realisierst, du kriegst den Laokoon aus Washington. Und dann kommen ganz sentimental diese wundervollen Momente, wo du zum ersten Mal einen Tizian wirklich im Haus hast wie bei der Schleierausstellung. Daran denke ich an Düsseldorf in der Nacht, da kommt mir auch das in den Sinn und dann werde ich auch wieder ganz aufgeregt.
Dieser Blick auf die Alten Meister durch die Brille der Moderne hat auf geschickte Weise die Konkurrenz zum K 20-Komplex umschifft. Sowohl El Greco als auch alle weiteren großen Ausstellungen folgten dieser Linie
Ja sicher. Schon mit Diana und Acteon schlugen wir diese Richtung ein. Ich habe ja gleich zu Beginn versucht das Haus aus seinen Sammlungen heraus zu entwickeln. Auch die Ausstellung Zerbrechliche Schönheit, wurde aus der Glassammlung heraus entwickelt, die erste programmatische Ausstellung meiner Zeit in Düsseldorf.
Von wie vielen insgesamt?
So um die 16. Das war eine Ausstellung, die schon sehr typisch für meine Herangehensweise war. Ich hatte vorher Ausstellung, zum Beispiel die Entdeckung des Himmels, die Erfindung des Himmels also die Wolkengeschichte in Aarau gemacht. Insofern war das Glas eine Steilvorlage, weil ich die Glassammlung ja im Hause fand.
Das erste Mal, dass die Glassammlung aus den Sammlungsräumen herauskam.
Genau. Und das war mir sehr wichtig. Die Ausstellung wurde auch sehr, sehr gut angenommen. Das wurde geschätzt.
Sie traten mit dem erklärtem Vorhaben an, das Haus aus dem Haus heraus zu entwickeln. Was ist davon geblieben?
Die Glasausstellung war eine der ersten, an der alle fünf Abteilungen des Hauses beteiligt gewesen sind. Das war für das Haus neu.
Also konnten die disparaten Sammlungsteile einen Vorteil gewinnen?
Wie ich gesagt habe. Das K20 ist das Düsseldorfer MOMA und wir sind das Düsseldorfer Metropolitan. Das war ja so meine unbescheidene Rede. Das war unsere Haltung. Und das Tolle daran war, wir konnten auch modern machen. Aber wir konnten auch viel mehr. Wir konnten eben auch, woran es hier ja vielleicht mangelt, mit alter Kunst umgehen. Was ja immer auch wieder mit dem Haus zu tun hat. El Greco war angebunden an die Entdeckung El Grecos durch die Moderne in München und Düsseldorf. Also hatten wir gute Argumente, das hier zu machen. Daran konnten wir anknüpfen. Das spanische Feld war bereitet. Wir haben ja auch einen schönen Zurbarán in der Sammlung. Also war die große Ausstellung dann gut angebunden.
Es gab eine weitere Ausstellungen, die aus der Sammlung heraus entwickelt wurde, die Düsseldorfer Malerschule und ihre auswärtigen Beziehungen.
Das war ein bisschen Pflicht für das Haus. Das mussten wir einfach machen. Die anderen Abteilungen hat das nicht so interessiert.
Seit dem Ende der Kurfürstenzeit besteht in Düsseldorf ein Mangel, vielleicht eine Sehnsucht nach Alter Kunst. In Köln, Frankfurt, natürlich in München oder Berlin gibt es bedeutende Sammlungen Alter Meister. In Düsseldorf hat sich nur sehr wenig davon gehalten. Kommt daher der Eifer, es mit zeitgenössischer Kunst wett zu machen.
Das geht ja noch weiter. Düsseldorf ist ja eine junge Stadt. In Köln gibt es ja romanische und gotische Kirchen. Gibt’s ja hier nicht. Also vor 1750 ist hier eigentlich nichts übrig, außer den wenigen Resten der kurfürstlichen Sammlung. Insofern kann man mit der Sammlung hier sehr kreativ umgehen. Es gibt überhaupt mehr Lücken als Sammlungsstränge. Es gibt auffälliger weise außer ein oder zwei Rodin-Skulpturen kaum Französische Kunst in der Düsseldorfer Sammlung. Also keine Impressionisten. Das fehlt total. „Klein-Paris“ ohne Franzosen. Es fehlten hier die privaten Sammler, die dazu den Grundstein gelegt haben wie für Essen oder für Wuppertal. Die gab es hier nicht. Das Düsseldorfer Kunstmuseum wurde zur Zeit des modernen Kunststreits gegründet. Man war ja damals sehr skeptisch gegenüber der Moderne überhaupt, dann kam der Krieg und diese Anti-Frankreich-Haltung.
Immerhin gab es zur Eröffnung des Kunstpalastes die große Rodin-Ausstellung.
Die Gründung des Kunstmuseums liegt später. Es gibt die erstaunlichsten Geschichten um Rodin, der sogar zwei, dreimal Düsseldorf besuchte.
Rodin ist mit Ignacio Zuloaga durch Spanien gefahren. Der wollte das Fünfte Siegel von El Greco kaufen, Rodin war dagegen, aber Zuloaga hat’s trotzdem für 1000 Peseten gekauft. Und wir haben dann El Greco Fünftes Siegel aus dem Metropolitan hier gezeigt.
Welche Rolle spielten hier die Privatsammler? In Düsseldorf gab es einen prominenten Sammler, der Jugendstil-Gläser sammelte und sie dem Kunstmuseum gestiftet hat, daraus entstand die Abteilung Glaskunst. Es hat aber keinen Sammler gegeben, der Fotografie gesammelt hat. Deshalb gibt es bis heute auch keine Fotoabteilung. Spät aber doch gab es den Versuch, das nachzuholen. Das NRW-Forum sollte unter der Regie des Museums zum Fotomuseum werden? Woran ist das gescheitert?
Es gab Projekte, die sich dann nicht realisieren ließen. Wir träumten von einem Fotomuseum.
Im alten NRW-Forum?
Also, dieser Plan wurde von der Politik nicht aufgegriffen. Das ist mir nach wie vor eigentlich schwer verständlich. Einerseits gibt es dieses Pfund, mit dem man wuchern kann, Düsseldorf als Fotografie-Stadt, da reden ja alle Politiker davon. Aber es gibt kaum Lobby für Fotografie. Fotografie an unserem Museum, das hätte ich schon sehr geschätzt.
Außer dem AFORK ist nicht groß was gekommen?
Immerhin haben wir große Foto-Ausstellungen gezeigt: Gursky, Candida Höfer, Wim Wenders, Axel Hütte, nicht schlecht. Auch die große Becher-Ausstellung 2020 habe ich noch ins Programm bringen können.
Wie war Ihr Kontakt in Düsseldorf mit den Sammlern?
Im Nachhinein muss ich sagen, ich habe da einige verpasst, vielleicht nicht gekannt. Auf jeden Fall aufdringlich waren die nicht.
Es gab früh den Kontakt zu Kemp. Ich bin nach wie vor sehr zufrieden, dass es gelungen ist, diese wirklich große Sammlung an unser Haus zu binden, zum Teil absolut hervorragend. Es war ein Kontakt, den ich vorher schon hatte. Und dann gab es auf Papierebene die Sammlung Hanck. Das sind zwei große Sammlungen, die man fest ans Haus binden konnte und die ja auch weiter mit dem Haus arbeiten.
Sammler sind bisweilen wählerisch. In Düsseldorf gibt es ein Zweiklassensystem Wer vorne nicht ankommt, versucht es hinten.
Man kann das so sehen. Das ist natürlich immer das Problem von Düsseldorf. Mir wurde oft zu meiner neuen Position gratuliert und man meinte immer die Kunstsammlung. “Ach, ich war in Düsseldorf auch schon im Museum” und dann hat sich oft herausgestellt, ah das war das andere Museum.
Der Freundeskreis der Kunstsammlung gilt immer als der Bessere. Ich war ja wahrscheinlich der erste Rektor, der sich auch wirklich in der Arbeit im Freundeskreis engagiert hat, war mit denen auf Reise und so weiter. Dann gab es bald auch eine Bindung, es gab auch Konvertiten.
Gab es unter den Düsseldorfer Instituten eine Zusammenarbeit? Gab es je eine gemeinsame Idee, ein gemeinsames Ziel?
Es gab zumindest den Versuch mit der Quadriennale. Es sollten auch abgestimmte Jahresprogramme geben. Also die Quadriennale, ich bin nach wie vor nicht überzeugt, ob es richtig war, dieses Experiment ganz abzubrechen. Man hätte das umbauen sollen. Danach war relativ wenig Kontakt zwischen den Instituten. Wir hatten bis 2008 einen Oberbürgermeister, der sagen wir mal bekundet hat, sehr kunstaffin zu sein, der mit Kunst und Kultur das Image der Stadt massiv stärken wollte. Seine Nachfolger haben das weniger im Sinn. Oder?
Die haben nicht auf die Kunst gesetzt. Was ich ja nach wie vor sehr schade finde, der Düsseldorfer Kunstpreis wurde wieder abgeschafft. Am Anfang wurde mit Bruce Naumann die große internationale Karte gespielt. Ich bin sehr glücklich, dass wir auch danach immer gute Preisträger fanden, Thomas Schütte, Katharina Fritsch, prima Preisträger.
Gab es nicht auch im Haus selbst interne Verklemmungen?
Hm.
Die Abteilungen schienen doch eher ein Eigenleben zu führen…
Es gab aus den Abteilungen schon gute Initiativen. Also die Düsseldorfer Malerschule war ein naheliegender Input aus der Abteilung, das kam aus der Grafik, wo auch die Fotografie angesiedelt ist. Gab es schon. Vielleicht war ich da etwas bremsend, weil ich von einem kleinen Haus kam. Als Erwin Wahlkampf machte, sprach er noch von der Erweiterung des Hauses. Er wurde eine Louvre-Pyramide im Ehrenhof geplant, ein Erweiterungsbau am Rhein. Plötzlich ahnte man, es könnte hier noch was passieren. Plötzlich dachte, ich werde hier noch einmal Bauherr. Alles irgendwie eingebrochen. Als man dann realisiert hat, dass das alles nicht kommt, habe ich mich mehr auf’s Kuratieren verlegt. Also habe ich die großen Geschichten selber gemacht, El Greco, Zurbarán und so fort.
Das bremste die Abteilungen?
Da war natürlich meine Begeisterung. Der Anstoß für El Greco kam nicht aus der Abteilung. Unter der Dauerbaustelle, die dann kam, hatte vor allem Die Moderne-Abteilung zu leiden.
Ich erinnere mich an diesen wunderschönen Moment 2011, als wir hier Cream Cheese eröffnete, den Cream Cheese-Raum. Wir erfanden auch die neue Werbung mit diesem neuen Schütte-Raum. Thomas Schütte hat den Raum ja selber installiert. Nach nur neun Monaten mußten wir in wieder schließen. Das Wasser drang in die Ausstellungsräume.
Das Haus ist eine Baustelle. Permanent. Ich hatte noch das Glück als erste Ausstellung nach meiner Wahl die Ausstellung mit Düsseldorfer Privatsammlungen zu eröffnen. Dadurch kannte ich natürlich sofort viele Sammlungen.
Gibt es eine Sammlung, die Sie nicht bekommen haben?
Sicher. Es gab schon ein oder zwei Sammlungen, an denen wir dran waren. Vor allem auch im älteren Bereich. Dann gab es natürlich ganz kurz die Sammlung Fischer. Es gab auch eine Diskussion mit Dorothee Fischer und ich habe ganz klar gesagt, wenn ich nicht irgendwo eine Industriehalle finde, wo wir das auch zeigen können, macht das bei uns keinen Sinn. Weil das muss man ja auch sagen, auch die Depotsituation bei uns im Kunstpalast ist sch… sehr unverhältnismäßig, sagen wir es mal so.
Dann wollte das Museum zumindest das Archiv der Galerie Fischer?
Wir haben ja das Archiv der Düsseldorfer Malerschule und das Fotoarchiv AFORK. Eigentlich wollten wir ein Dokumentationszentrum zur Rheinischen Kunstszene aufbauen. Es hatte ja große Diskussionen gegeben als das Archiv von Schmela nach Kalifornien abwanderte. Da haben wir gesagt, das darf nicht noch einmal passieren. Da hätte Fischer reingepasst. Und es gab diese ganz große Jugendstilsammlung. Da waren wir dicht dran, das hätt gut gepasst, auch zur Architektur.
Zero hat ja ein eigenes Haus bekommen und läuft unter eigener Flagge.
Das muss man auch mal laut sagen, das ist eine Stiftung vom Kunstpalast. Also das haben wir mitgestaltet und mit den Künstlern zusammen gegründet.
Warum hat man dann nicht auch eine Foto-Stiftung gegründet?
Es wäre schon eine Pflicht des Hauses, diese Stiftung mit zu gründen. Bei Zero liegen die Dinge anders. Die Zero-Stiftung ist vor allem ein Forschungszentrum und Zero muss bei uns im Museum dauerhaft zu sehen sein. Deshalb haben wir den Zero-Raum. Aber ohne das NRW-Forum macht eine Foto-Stiftung wenig Sinn. Dort wollten wir Räume für die permanente Präsentation der Fotografie. Im Idealfall nutzt man die Räume unten für eine Dauerausstellung und die im Obergeschoss für Sonderpräsentationen.
Welcher Gedanke steckt hinter Dokumentationszentrum?
Für mich war das Museum Kunstpalast immer mit diesem Dokumentationsgedanken eng verbunden. Ich war immer Verfechter dem Gedanken, daß das Museum mit dem Ort verbunden sein, wo es steht. Das Museum ist eine gewachsene Geschichte. Insofern müsste auch die Forschungsanstalt mit dem Museum verbunden sein. Das muss ich mir im Nachhinein vorwerfen, vielleicht habe ich zu spät den engen Kontakt zur Uni gesucht. Wir haben dann spät das Projekt, das nächstes Jahr kommt, Das Junge Rheinland, zusammen mit der Uni Düsseldorf erarbeitet. Wenn das jetzt wissenschaftlich aufbereitet wird, kommen bestimmt neue Ergebnisse zu Tage.
Was blieb liegen? Was hätten Sie hier gerne noch verwirklicht?
Wirklich gerne hätte ich noch ein paar tolle Ankäufe realisiert. Sicher auch eine richtig große Sammlungsausstellung. Das war seit 2012 nicht mehr möglich. Dazu ein paar gute Ausstellungen…
Zum Beispiel?
Es gab natürlich diesen Traum einer Goya-Ausstellung. Nach El Greco und Zubaran wäre das eine grandiose Trilogie geworden. Die macht jetzt die Fondation Beyeler in Basel.
Und jetzt hat dieses Museum, das Museum verloren.
Ach so! Doch nur im Namen. Das wird wieder kommen.
Das Museum kommt ins Hintertreffen, die Sammlung spielt nicht mehr die Rolle.
Ein Prozess, der schon früher eingesetzt hat, den wir noch ein bisschen retradieren konnten. Also schon, mit Gründung der PPP, wurde der Name gewechselt von Kunstmuseum Düsseldorf zu Museum Kunstpalast gewechselt. Schon schwierig. Wenn du irgendwo auf der Welt in ein großes Museum gehst und eine Leihgabe willst und wenn der Direktor auch noch nie da war, der weiß, Düsseldorf ist eine gute Kunststadt, dann muß Kunstmuseum von Düsseldorf was Gutes sein. Aber Museum Kunstpalast? – musstest du immer erklären. Und das wird jetzt ohne Museumstitel noch schwieriger. Ich hätte den Titel Museum nicht weggelassen. Der Grundstock ist ja das Museum. Und das Museum wird auch jeden Direktor überleben.
Wie hat sich der Schweizer hier eingefügt? Gibt es ein Düsseldorf-Feeling?
Ich kam gerne nach Düsseldorf. Ich habe Düsseldorf auch bevor ich hier war, sehr geschätzt, das war mir eine Destination. Die Düsseldorfer, die machen es einem einfach. Man wird nett und gut empfangen. Ich war ja mein halbes Leben lang als Museumsdirektor tätig und das war dann auch genug. So.
Inwieweit ist Düsseldorf eine Kunststadt?
Auf alle Fälle. In der Welt gilt Düsseldorf noch als eine Kunststadt. Aber hier identifiziert man sich hier eigentlich nicht richtig damit. Es war immer schmuck, sich damit zu schmücken. Das war wohl mal anders. Was damals an der Akademie passiert ist, war richtig großes Thema. Das ist es heute so nicht mehr. Heute herrscht ein viel oberflächlicherer Umgang mit der Kunst.
Was würden Sie sagen, wenn sie jemand fragt, soll ich nach Düsseldorf gehen?
Ich habe mich damals auch erkundigt. Man hat mich sehr gewarnt, man hat mir abgeraten. Es gab Stimmen, die ich sehr schätze, die mir abgeraten haben. Ich habe es trotzdem gemacht. Weil ich glaube, es ist ein toller Fundus hier und man kann mit diesen Schätzen was machen. Es braucht sicher viel Energie. Aber doch, man kann da was machen.
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