Beck im Glück

30 Jahre Galerie Beck & Eggeling. Auftakt im Jubiläumsjahr mit Picasso

Femme du barbu, Keramik 1953

„Und jetzt ist es soweit!“ Jetzt, nach 30-jähriger Vorbereitungszeit konnte mit „PICASSO total“ eine umfangreiche Werkschau in den Galerieräumen in Düsseldorf gezeigt werden. Gerade rechtzeitig, finden Ute Eggeling und Michael Beck. Denn die beiden Galeristen können in diesem Jahr ihr dreißigjähriges Galeriejubiläum feiern und zudem war es ihr langgehegter Wunsch, Pablo Picasso zu dessen 50. Todestag zu ehren. Mit über 80 Werken (Leihgaben wie verkäufliche Werke) aus allen Schaffensphasen und Techniken Picassos zählt diese Werkschau zu den großen in diesem Jahr. Der Zuspruch war überwältigend.

Michael Beck, Sohn des Künstlerehepaares Gisela und Herbert Beck, geb.1963 in Tegernsee, gründete 1994 die Galerie in Leipzig, schon ein Jahr später stieß Ute Eggeling als Business-Partnerin dazu. Die beiden Kunsthistoriker verlegten ihre Galerie unter dem neuen Namen „Beck & Eggeling International Fine Art“ 1998 nach Düsseldorf. Seitdem ist die Galerie international im Geschäft, keineswegs nur mit etablierten Größen wie Picasso, Francis Bacon, Norbert Tadeusz, Leiko Ikemura, Hal Busse oder Heinz Mack, sondern auch mit zeitgenössischen, aufstrebenden Postionen wie Aljoscha, Manolo Valdés, Hartmut Neumann, Stefan á Wengen, Ulrike Arnold und Rossella Vasta.

In seinem Geburtsort Tegernsee hat Michael Beck vor ein paar Jahren zudem den Vorsitz der Olaf Gulbransson Gesellschaft übernommen. Im1966 von Sep Ruf erbauten Museum mitten im Kurpark konnte er jetzt mit der Ausstellung „Gerhard Richter. Werk im Plural“ ein weiteres Highlight eröffnen.

eiskellerberg.tv  traf Michael Beck, um zu erfahren, wie sich seine frühe Begeisterung für Picasso mit den Bedingungen des besonderen Picasso-Kunstmarkts verträgt.

Carl Friedrich Schröer: Wie hat bei Ihnen diese Begeisterung für Picasso angefangen?

Michael Beck: Sehr früh. Mich hat er immer schon angezogen. Wenn ich irgendwo einen Picasso gesehen habe, dann habe ich hingeguckt und wieder hingeguckt und mir so peu á peu diese Welt, diesen ganzen Picasso-Kosmos reingezogen. Oder besser gesagt, ich wurde reingezogen. Es gibt einfach keinen zweiten Künstler, der mich so sehr faszinierte wie Picasso. Über ihn fand ich Zugang zur gesamten Kunstgeschichte.

Wo fand diese erste Berührung statt?

Das war zu Hause bei meinen Eltern. Die hatte eine große Bibliothek voller wunderbarer Kunstbücher. Ich wuchs am Tegernsee auf, meine beiden Eltern waren ja Künstler und haben auch Kunst gesammelt. Wir besaßen nie einen Picasso, der war nicht da, aber ein Chagall schon. Aber die große Auseinandersetzung fand immer statt, diese vielen Gespräche. Es war ein offenes Künstlerhaus. Ich bin als letzter aufgewachsen und habe immer irgendwie zugehört, es hat mich interessiert und herausgefordert. Ich habe lieber bei den Alten gesessen und habe zugehört, wie die über Kunst gesprochen haben als  irgendwie draußen mit meinen Gleichaltrigen zu spielen. Natürlich war Picasso immer wieder Thema. Den ersten bewussten Kontakt mit einem Bild von Picasso hatte ich später in der Fondation Maeght in Saint Paul de Vence. Da sind meine Eltern nämlich jeden Sommer mit der Familie hingefahren, ich muss so zehn Jahre alt gewesen sein. Es hat mich angeknockt, umgehauen. Diese Eigenartigkeit in seiner Kunst, etwas ganz und gar Anderes, als ich es von zu Hause kannte, etwas Fremdes und Unbekanntes. Das hat mich stark fasziniert. Dann folgte eine tiefere Beschäftigung mit Picasso. Er fand ja damals eine sehr weite Verbreitung. In den meisten Museen findest du eigentlich einen Picasso, immer wieder stößt du auf ein oder zwei Bilder und immer kannst du irgendwas Neues entdecken.

Le Repas frugal (Suite des Saltimbanques), 1904

Die aktuelle Diskussion über seinen Umgang mit seinen Geliebten und Frauen, hat das Ihr Verhältnis zu Picasso getrübt?

Ich trenne den Menschen, seinen Charakter vom Künstler. Sonst kommst du ja in Teufels Küche. Caravaggio war ein Mörder, Nolde ein schlimmer Nazi. Da könnte man ja bald kein einziges Bild mehr genießen. Picasso, ein schlechter Charakter? weiß ich nicht. Über den Jahreswechsel war ich in Arles und habe dort Yolande Clergue besucht, die Witwe von Lucien Clergue. Der ein guter, enger Freund von Picasso war. Clerque, den Fotografen haben wir dreimal hier gezeigt. Ich habe unsere Picasso Ausstellung zum Anlass genommen, wieder einmal mit ihr zu sprechen. Yolande ist 94 Jahre alt, ein wenig wacklig, aber hell, sehr hell im Kopf. So konnte ich auch nach Picasso fragen. Er muss wirklich jemand gewesen sein, der hinter den Frauen her war. Yolande war auch eine bildschöne Frau und so erzählte sie mir, dass er immer anzüglich war und sagte: komm, wir gehen mal in meinem Garten, ich möchte Dir einen Baum zeigen, meinen Lieblingsbaum. Charakterlich ist das so einzuordnen und das wissen wir inzwischen besser, dass Frauen oft irgendwas zwischen „Göttinnen und Fußabstreifer“ für ihn waren, um den Buchtitel Rose-Maria Gropp zu zitieren. Ich weiß das auch von Françoise Gilot, mit der ich befreundet war. Wir haben sie zu ihrem 85. Geburtstag ausgestellt.  Von ihr wissen wir, dass er das überhaupt nicht vertragen konnte, wenn eine Frau sich über ihn gestellt hat. Françoise war die einzige, die ihn dann verlassen hat. Sie hatte zwei Kinder Claude und Paloma und musste nach Amerika auswandern, weil es in Europa, sprich Frankreich, für sie als Künstlerin kein Platz mehr gab. Letztes Jahr ist sie 102jährig gestorben.

La Femme qui pleure I, 1937

Papierarbeiten verlangen anders etwa als Ölgemälde einen besonderen Umgang. Sie sind einfach viel empfindlicher. Sammler werden sich diese graphischen Arbeiten kaum an die Wand hängen wollen.

Doch, sicher! Heutzutage kannst du die unter UV-Licht absorbierendes Glas hängen, mit säurefreien Passepartouts. Papiere, die jetzt einen schlechten Zustand haben, ich habe gerade eine ganz frühe Radierung von einem Sammler bekommen, die wirklich fast kaputt ist, haben ihren Schaden aus früheren Jahren weg. Um 1910 hat man nicht die Mittel gehabt und auch nicht groß darauf geachtet, sie zu schützen. Die Arbeiten hatte ja auch längst nicht den Wert wie heute.

In der Ausstellung gab es eine Papierarbeit für 3,6 Millionen Euro. Konservatorisch war die in gutem Zustand?

Die war okay. Trotzdem musst du natürlich darauf achten. Also dieser Raum, in dem wir jetzt sitzen, der wäre mir zu hell. Papierarbeiten, gerade wenn sie so besonders und so wertvoll sind, sollte man vorsichtig behandeln. Aber klar, man kann sie hängen. Es darf kein direktes Sonnenlicht drauf kommen. Unsere Sammler hängen eigentlich alles, ich habe keinen Sammler, der diese Arbeiten in eine Schublade legt.

Picasso gilt als das Zentralmassiv. Bis heute hat dieser Künstler großen Einfluss auf viele zeitgenössischen Künstler. Wie lässt sich das erklären?

Nur bei Picasso ist das in diesem Maße. Bei Chagall hast du bald alles gesehen. Nach dem 100. Chagall gibt’s keine Überraschung mehr. Auch bei Modigliani oder Giacometti im Grunde genommen auch nicht. Nur bei Picasso geschieht es immer wieder, dass du sagst, jetzt aber wo kommt das denn her?

Le Déjeuner sur l’Herbe, 1962

In der Ausstellung war ein Bild zu sehen, dass völlig fremd, untypisch für Picasso ist.

Da habe wir uns auch gewundert, ups. Normalerweise entdecke ich bei Picasso gerne neue Dinge, die mich überraschen, trotzdem in seinem Werk einzuordnen sind. Aber hier, allein schon dieses Material, ein vollkommener Ausrutscher. Das Bild ist 1965 entstanden, und nur Tapies hat zu der Zeit so gearbeitet. Selbstverständlich kann man fragen, warum hat er das gemacht? Die Antwort ist noch nicht gefunden. Das Bild bleibt singulär, es hat auch kein neues Fenster für Picasso eröffnet. Es ist nicht einzuordnen, es ist das einzige wirklich abstrakte, gegenstandslose Materialbild von ihm. Ein Kuriosum, deswegen habe ich es auch in die Ausstellung aufgenommen, um einfach mal zu zeigen, wie besonders, auch eigenwillig und experimentell Picasso gearbeitet hat. Auf dieses Weise ist das Bild ganz toll.

Materialmix. Collages III (Matières), 1965

Und wie reagiert der Kunstmarkt?

Sie lassen es einfach hängen. Also, das interessiert jetzt nicht wirklich, außer, dass es was Kurioses ist. Die Sammler können bisher irgendwie nichts damit anfangen.

Es zeigt wie vielseitig, aber auch wie experimentell er arbeitete.

Für mich faszinierend ist, dass bei Picasso kaum was daneben geht. Er ist immer wahnsinnig sicher in dem, was er macht, auch das scheint mir singulär zu sein. Sehr selten bekomme ich etwas zu Gesicht, wo ich denke: Vielleicht hat er vergessen, es in die Mülltonne zu stecken. Mit diesem Bild ist es wirklich eine komische Sache. Kein Museum hat bisher Interesse gezeigt.
Was ich noch sagen wollte, warum mich Picasso ebenso fasziniert, habe ich jetzt gerade erst wieder erlebt. An die 500 Arbeiten aus dem Nachlass wurden erst kürzlich im Centre Pompidou ausgestellt. Viele Werke darunter, waren noch nie zuvor ausgestellt worden. Dort sah ich so viel, was so viel besser ist als das, was nach Picasso kommt. Wo du dann sagst, ohje da hätten die gar nicht erst weiter malen müssen.

Pichet espagnole, 1954

Das ist doch sicher ein Spaß, zu sehen, was Picasso alles versucht, ändert, variiert und ausprobiert und doch zu einem großen, verblüffendem Gelingen bringt. 

Beckmann ist auch so ein Zentralmassiv. Die andere Riesengröße vielleicht.
In seinen Tagebüchern lässt sich nachvollziehen wie er bei jedem Bild zögerte, dreimal, fünfmal, zehnmal, überlegte, zweifelte. Während Picasso das alles ungemein locker so hingemalt hat. Aber auch Picasso hat zehnmal hintereinander die gleiche Position seines Modells gezeichnet, seine Skizzenbücher zeigen es. Erst nachdem er es sicher zu Papier gebracht hat, nahm er sich ein großes Bild vor, um es in Öl auszuführen. Er war nicht nur genial, er hat auch hart gearbeitet.

Minotaure aveugle guidé dans la Nuit par une Petite Fille au Pigeon, 1939

Der Planet Picasso dreht sich weiter. Wird der Preis für Picasso Werke weiter steigen, in Zeiten, da man verstärkt auf sichere Werte setzt?

Das sehe ich klar so. Ich wundere mich ja immer, wenn jüngere Künstler auf den Markt kommen, auch bei den großen Galerien. Plötzlich kostet da ein Bild von einem Neueinsteiger schon mal 50.000 Euro, oder auch 150.000 Euro. Schön, aber was ich da an Kunst bekomme? Wenn ich das mit Picasso vergleiche… würde ich immer zu ihm gehen. Er hat schon so viel erfunden, vorgemalt, was junge Künstler jetzt nachvollziehen und aus einem Teilaspekt ein ganzes Werk darauf aufbauen. Ich würde lieber das Original kaufen, klar!

Picasso zählt zu den wirklich harten Knochen für den Kunsthandel.

Nee, kein harter Knochen, eher ein Filetstück! Oder doch ein harter Knochen, wenn man an wirklich gute Sachen herankommen will. Das Interesse jedoch ist nach wie vor groß. Das haben wir jetzt in unserer Ausstellung erlebt. Wirklich großartig! Da Picasso so unwahrscheinlich produktiv war und tausende an Werken geschaffen hat, die im Kunsthandel rotieren, von einer Hand zur anderen gehen, immer alles im Fluss bleibt, gibt es eben doch Möglichkeit, Handel mit Picasso zu machen, oder sogar eine große Einzelausstellung auf die Beine zu stellen. Das ist zum Beispiel, sagen wir mal, bei Franz Marc, unmöglich.

Tête d’homme (Leo Stein) (verso: Hercule), 1905-1906

Ich stelle mir das wie bei den Liliputanern vor, der große Mann liegt auf dem Boden von ganz vielen kleinen Menschlein gefesselt. Die Kunsthändler wollen alle ein Stück vom großen Picasso-Kuchen abhaben. Deswegen ist die Konkurrenz ungewöhnlich hart.

Absolut. Da muss man sich seine Stellung schon erarbeiten, um ernst genommen zu werden. Gerade in Deutschland als nicht ganz unwichtigem, nach wie vor potentem Land für den Kunsthandel. Aber da ist auch noch Amerika, das ist England. Und neuerdings China, dort wurde fast den gesamten Nachlass von Picassos Enkeltochter Marina gehandelt. Ihr Händler dort sagte mir ob unserer dürftigen Verkaufsergebnisse: Deutschland ist kein Picasso Land. Und das stimmt auch irgendwo. Die Zentren des Kunsthandels sind New York, Paris, jetzt vor London. Aber da gibt es noch Hongkong und andere große Städte in China.
Ich bin erstaunt, in wie viele Sammlungen ich komme und sich da irgendwo doch ein Picasso findet. Der Vater oder Großvater hat ihn mal gekauft und manchmal ist man doch überrascht, ein ganz tolles Bild zu sehen zu bekommen. Wenn man bloß den Namen Picasso hört, denken viele sofort siebenstellig, Millionensummen. Welcher Künstler schafft es schon, in die Tagesschau zu kommen wie erst letztes Jahr, als die Frau mit der Armbanduhr für fast 140 Millionen Dollar versteigert wurde. Das wird gleich in der Tagesschau gesendet. Doch hat Picasso auch sehr viele Grafiken gemacht und die sind eben erschwinglicher.

Etudes, 1945

Jeder Klimakleber, der sich an ein Bild festklebt, kommt auch in die Tagesschau.

Welcher Künstler aber sonst? Weil Picassos Bekanntheitsgrad unübertroffen ist. Das machen nicht nur die Rekordergebnisse. Es gibt Originale von Picasso für 2000 Euro.

Wie war denn die Resonanz auf die aktuelle Ausstellung? Es gab ja im Vorfeld heftige Kritik an seinem Umgang mit Frauen.

Der absolute Wahnsinn war das. Es war ungemein lebendig. An einem normalen Samstag haben wir, sagen wir mal zehn bis 15 Besucher. Bei Picasso hatten wie jeden Samstag zwischen 60 und 84 Personen. Wir hatten in der gesamten Ausstellung von sechs Wochen Dauer 1460 Besucher. Für eine Galerie also ein irrsinniges Interesse.

Worauf führen Sie das zurück?

Auf das Künstlergenie Picasso.

La Minotauromachie, 1935

Kann man da auch so eine Art Revival spüren?

Das würde ich nicht sagen. Also 30 Jahre existieren wir jetzt und Picasso war für uns immer einer der spannenden Künstler.

Könnte ja auch abgegrast sein für die junge Generation, die sagen sich vielleicht, was habe ich mit Picasso zu tun?

Nee, wir hatten viele junge Leute da, die ganz intensiv geguckt haben, und in der Ausstellung war es natürlich auch besonders spannend, weil alle Phasen vertreten waren, und das ist ja das spannende an Picasso, dass er so seine Stile gewechselt hat und trotzdem in seinem Stil erkennbar bleibt und singulär bleibt und all die Geschichten, die es gibt. Ich glaube, den Picasso, den kriegste nicht kaputt.

Woman´s head crowned with flowers, 1954

Gibt es eigentlich einen Teilmarkt, Ölgemälde, weil die sind ja nur noch mal sehr viel teurer.

Wir hatten fünf kleine Ölgemälde als Leihgaben in der Ausstellung, unverkäuflich. Wir sind nicht an ein verkäufliches Gemälde gekommen.

Obwohl es ja geschätzt 500 verkäufliche in der Welt gibt…

Es gibt sie, es gibt sie immer wieder. Es gibt die großen Händler, die Familien, damals in London, Paris und New York. Da kannst du als Händler hingehen und wenn das denen gefällt, was du machst, kannst Du Dir auch was Bestimmtes aussuchen. Dir wird was vorgelegt und dann sagen wir sind zehn Ölbilder davon kannst du dir fünf auswählen, musst aber garantieren, dass du zumindest eins verkaufst oder kaufst und dann kriegst du die anderen vier in Kommission.

Femme nue et deux personnages, 1967

Den Weg haben Sie beschritten?

Den Weg bin ich nicht gegangen. Einen solchen Markt haben wir hier in Düsseldorf und in ganz Deutschland nicht.
Schon ein 0815 Bild von, sagen wir mal 1965, 50 mal 60 Zentimeter, Peintre avec Modèle liegt bei 3,5 Millionen Euro. Das geht dann ganz schnell nach oben. Das ist in Deutschland schwer zu platzieren. Wir werden unsere besten Picassos mit auf die TEFAF nehmen, die Highlights, denn in Maastricht treffen wir natürlich nochmal ganz andere Kunden. Da sind Südamerikaner, da sind Amerikaner, und die denken irgendwie anders. Der deutsche Sammler ist difficiler. Der ist schon sehr Geld bewusst, überlegt, was er kauft. Diese Spontankäufe, dass da ein Milliardär vorbeikommt und sagt, es gefällt mir, und das kauf ich jetzt, und das kostet vier, fünf, sechs Millionen, das passiert bestenfalls auf der TEFAF. Bei Landau kannst du ja Picasso für fünfzig Millionen kaufen.

Homme dévoilant une femme (Suite Vollard), 1931

Liegt den stolzen Picasso Preisen eigentlich ein Interesse als Wertanlage zugrunde? Oder kaufen doch eher die Liebhaber und Kenner?  

Ganz unterschiedlich. Wir hatten einen Sammler in Berlin, der hat ganz gezielt nach einem kubistischen Bild gesucht. Wir haben eines von 1916 also gefunden. Er hat sich das drei Wochen lang angesehen. Dann hat er das Bild gekauft. Weil er eben genau das haben, wollte, der Kenner und er hat eben Gottseidank auch die finanziellen Möglichkeiten. Aber das interessiert ihn überhaupt nicht als Geldanlage, sondern das geht in seine Sammlung. Und dann gibt’s natürlich den Käufer, der klipp und klar sagt: Oh ja, Picasso ist ein toller Name, gefällt mir auch gut, und ich tätige da mal eine Wertanlage. Ich bin Galerist und Kunsthändler, der niemals mit einer Wertsteigerung argumentiert. Das mache ich nicht. In die Glaskugel kann ich nicht schauen. Man kann sagen, der Markt ist im Augenblick attraktiv, der Künstler, der gerade eine tolle Ausstellung hat, wird im Markt steigen. Man sollte bei solchen Summen einfach weiterdenken und dann, wir brauchen ja nur zurückgucken, wie der Kunstmarkt funktioniert, wie der Expressionismus in den 60er, 70er-Jahren preislich explodierte und sich jetzt wieder abschwächte. Oder ZERO, das sind ja auch Moden. Das hat eben mit Museumsausstellung zu tun und vielen anderen Komponenten, warum ein Künstler oder eine bestimmte Epoche gerade interessant ist und gekauft wird. Wenn die Nachfrage da ist, gehen auch die Preise nach oben sein. Eine alte Weisheit.

Nature morte à la Bouteille, 1962

Selbst bei Picasso kann man nicht blind in die Kiste greifen und schon hat man einen stabilen Wert?

Picasso, das ist wie eine Parallelwährung. Auch bei Picasso kannst du eine richtige Gurke kaufen. Der hat auch Gefälligkeitsdinger gemacht. Witzige kleine Geschichten, die einfach nicht gut sind und du kannst Spitzensachen kaufen. Beim Preis spielt natürlich die Qualität eine Rolle. Aber generell ist Picasso eine Parallelwährung. Zumindest die letzten 70, 80 Jahre. Da ging es stabil nach oben.

Picasso die stabilste Währung überhaupt?

Absolut. Matisse gibt es noch. Aber Matisse gibt es eben viel zu wenig. Der hat zwar auch Grafik gemacht, aber ist eben nicht so originell und nicht so unikatär. Für Picasso war es extrem wichtig zu produzieren und das auch nach außen zu zeigen. Abends im Lokal zu sitzen und stolz zu erzählen, wie viele Werke er heute wieder geschaffen hat. Jeden Abend kam sein Adlatus ins Atelier, um fein säuberlich zu dokumentieren, was es alles geschaffen hat, von einem kleinsten Zipfel bis zur Skulptur, daraus ist später das Werkverzeichnis entstanden. Unglaubliche 34 Bände.


Die hier abgebildeten Werke von Pablo Picasso zeigt Beck & Eggeling auf der TEFAF

Aktuell
TEFAF
Forum 100, 6229 GV Maastricht
09. bis 14. Märzz

Gerhard Richter. Werk im Plural. Aus der Sammlung Olbricht
Olaf Gulbransson Museum, Kurgarten 5, 83684 Tegernsee
bis 28. Juli

Coulor turns me on
Beck & Eggeling, Bilker Str. 4-6, Düsseldorf
bis 16. März


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