Oh meine Liebe!

Der Comic zum Betonklotz


Im Briefkasten fand ich „Das Biest vom Grabbepaltz“. Aha, der weltweit erste Comic über einen Betonklotz! Das Werbegeschenk der Kunsthalle Düsseldorf zur „300-jährigen Geschichte“ der gleichnamigen Kunsthalle soll hier einmal gebührenfrei gewürdigt werden. Kritisch. Weil ja sonst der Verdacht aufkommt, die Werbesendung werde mit einer Lobeshymne quittiert.

Also bitte: Nichts an dem Heftchen stimmt. Nicht vorne, nicht hinten und nicht in der Mitte. Nicht der Anlass und nicht die Aufmachung. Es folgt keiner Handlung, nummert dafür brav die 300 Jahre durch. Sonst ist es witzig, wie Comics eben so sind. Doch fehlt ihm der Biss, der Witz. (Witz und witzig sind so verschieden wie Sonne und sonnig, oder Käse und käsig). Aber das sollte ein Comic schon haben: Witz! Dieser ist ein Auftragswerk des Kunsthallendirektors Gregor Jansen an seinen „Bürokumpel“ Willi Blöss aus alten Aachener Tagen. Ein bestellter Comic ist leider ebenso schlecht, wie ein bestelltes Graffiti.

Wieso 300 Jahre Kunsthalle? Zu den großen Gestalten des Hauses Wittelsbach gehört zweifellos Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz. Als Sammler und Mäzen galt seine Liebe den Bildern, seine Kennerschaft der Malerei. Die von ihm in Düsseldorf zusammengetragene Gemäldesammlung führte zwar 1709 zum Bau eines der ersten Museumsneubauten in Europa. Aber Kunsthalle? Die wurde doch erst 1881… Aber warum es mit Zahlen so pingelig nehmen? Dieser Comic biegt sich seine Kunstahllenwelt zurecht.

Willi Blöss erliegt der Versuchung, 300 Jahre auf 34 Seiten zusammen schnurren zu lassen. Da sind Leerstellen unvermeidlich. Mehr blinde Flecken, als Erhellendes. Vor allem gerät die Kunst, um die es in dieser Halle immer noch geht, zur niedlichen Nebensache, zur witzigen Kritzelei. Jan Wellem nebst Gemahlin A.M.L.d’M., Hildebrand Gurlitt, Karl Ruhrberg, Jürgen Harten, Ulrike Gross und Gregor Jansen werden groß ins Bild gerückt, Künstler eher am Rande. Auftraggeber Jansen (Kunsthallendirektor seit 2010) „rückte einen weiteren Schwerpunkt ins Angebot: die Kunstszene Asiens.“ Warum er im Bild dann gleich wie der jüngere Bruder von Kim Jong-un aussieht, bleibt ein Rätsel. Zuviel der Ehre? Was beim Lesen und Durchblättern hängen bleibt, ist vor allem: Im Betonklotz war die Hölle los. Buntes Treiben auf allen Treppen und Emporen. Karneval und Kunst in beängstigender Eintracht. „Everybody was here“, jubelt Blöss und alle schunkeln mit. Gähnende Leere lässt sich nun mal schlecht darstellen und verkaufen. Das Helft zu fünf Euro liegt an der Kasse. 

cfs


 

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