Yves und Rotraut erschienen hier zur Eröffnung von „Monochrome und Feuer“ im Krefelder Haus Lange (nicht wie versehentlich berichtet in Gelsenkirchen) Arm in Arm. Er formell im Dreiteiler mit Schwarz-Rot-Goldener Krawatte, sie im Cleopatra-Look samt glamouröser armlanger Handschuhe in Weiß. Das Paar bildete die Avantgarde der Deutsch-Französische Freundschaft anno 1961. Mauerbau in Berlin. Erst 1962 kam es zu ersten Staatsbesuchen von Konrad Adenauer in Paris und Charles de Gaule in Bonn. Der Élysée-Vertrag folgte im Januar 1963. Die Krefelder Ausstellung sollte die erste und letzte museale Retrospektive zu Lebzeiten des Künstlers werden. Klein starb 1962 in Paris im Alter von 34 Jahren.
„Ich denke, ich kann sagen“, so Yves Klein, „meine Bilder stellen poetische Ereignisse dar. Oder vielmehr: Sie sind unbewegliche, schweigende und statische Zeugen der Essenz der Bewegung und des Lebens in Freiheit, das die Flamme der Poesie im malerischen Augenblick ist.“
Jetzt kehrt das Feuer nach Krefeld zurück. „Burn it!“ heißt eine Ausstellung an drei Orten mit acht Künstlern. Dieser Dreisprung antwortet auf „Florale Transformation“ aus dem letzten Jahr, die Wilko Austermann für das MMIII Kunstverein Mönchengladbach, den Krefelder Kunstverein und Antichambre am Worringer Platz in Düsseldorf entworfen hatte. Mit dem Feuer schlägt die pflanzliche Transformation ins Verbrannte, Tiefschwarze, scheinbar Tote um. Aber bloß keine Bange! Burn it ist ein gutes Gegengift gegen Burn out!
Das WELTKUNSTZIMMER übernimmt die Düsseldorfer Station. Überraschend sind hier die acht künstlerischen Beiträge, Interventionen, Umgangsformen der Künstler – Anna Betbeze, Gereon Krebber, Lennart Lahuis, Matteo Lucca, Maren Maurer, Michael Sailsdorfer, Claudia Seidler und Thomas Wachholz – mit dem Element Feuer. Das liegt nicht nur an den unterschiedlichen Medien, die die Künstler (zwischen 1973 und 1985 geboren) nutzen. Austermanns Auswahl will ganz unterschiedliche Aggregatzustände des Feuers ausloten und seine künstlerischen Potenziale zum Erscheinen bringen. Matteo Lucca beispielsweise backt aus selbstgefertigtem Brotteig lebensgroße Figuren in seinem Ofen. Aufrecht steht uns sein Alter Ego gegenüber als hätte das Feuer den Laib erst gefestigt und konserviert, dann altern lassen und verbrannt. Der geschundene Körper aus dem Geist der Art Povera zeigt auf eindrucksvolle Weise die ambivalente Macht des Feuers als anregendes und aufbauendes wie als vernichtendes Element. Gegenüber im Raum hat Austermann eine Installation der US-Amerikanerin Anna Betbeze plaziert, die Teppiche und Felle, Kochgeschirr und Schalen zusammenstellt, die vom täglichen Gebrauch auf der Feuerstelle versehrt und auch beinahe verbrannt worden sind. Michael Sailsdorfer lässt nur die Mündung einer Feuerwaffe aus der Wand treten. Noch ist der Schuss nicht gefallen, keine Schmauchspuren. Für Burn it! hat der Berliner Künstler eine neue Arbeit mit brennenden Motoren entwickelt (im MMIII), die alle Abgasfragen ohnehin klärt.
Anselm Kiefer ist auf der Suche nach einem neuen Atelier in Berlin. Wunschgröße zwischen 70.000 qm und 90.000 qm. Für die Ausstellung “Kunst & Kohle – Hommage an Jannis Kounellis” im Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen hat der Künstler einen ganzen Raum des MKM beansprucht. „In Klingsors Garten“ nimmt eine Szene aus Wagners Parsifal zur Grundlage für das neue Raumwunderwerk. Als Parsifal den Verlockungen der Blumenmädchen in Klingsors Zaubergarten entfliehen will, ruft Kundry ihn bei seinem Namen. Nachdem Ministerpräsident Armin Laschet die Ausstellung eröffent hatte, eilte der sonst eher publikumsscheue Kiefer ungerufen ans Mikrofon. Auch wenn er beklagte, daß aus seinem Plan das Kernkraftwerk in Mühlheim-Kärlich umzuwandeln, wohl nichts wird, frohlockte Kiefer dennoch: „Die Zeit der Kohle geht zu Ende. Es bleibt ein transformatorischer Prozess.“ Die Künstler sieht Kiefer als dessen „Anwälte“. Was Laschet an die zahlreichen Kohlekraftwerke im Revier erinnert haben mag, die ihrer künstlerischen Transformation harren. Den Museumsraum, sechs Meter Deckenhöhe, hat Kiefer übrigens in seinem Pariser Atelier nachgebaut. Als die Installation vollendet war leiss er alles nach Duisburg schaffen, um es daselbst wieder aufzubauen. Dort steht er meistbietend zum Verkauf. Preis auf Anfrag
Gleich neben der Küppersmühle wird kräftig gebaut, ein Anbau für die Sammlung entsteht dort. Ob sich der neue Kiefer-Raum dort wieder finden wird, wenn im Herbst 2019 Eröffnung ist, liegt im Ermessen des Darmstädter Sammlerpaars Ströher, die der Kounellis-Hommage beiwohnten.
Redaktion Benita Ortwein, Katrin Tetzlaff