Immer schriller, immer schlimmer. Sommerrundgang. So nennt sich die Ausstellung der Absolventinnen und Absolventen eines jeden Sommersemesters der Kunstakademie Düsseldorf. Sommerrundgang heißt loses Herumtreiben des Publikums über die drei, vier Geschosse der Akademie. Volles Haus. Alle Türen, alle Ateliers offen, Eintritt frei. Leistungsschau, Basar, Zoo.
Der schlagende Beweis, dass sich da doch was bewegt, ließ sich draußen vor den hohen Rundbogenfenstern bestaunen. Ein Alters-und Pflegeheim steht da vor der Fertigstellung. Oder ist es schon Agonie, burnout, noch bevor es irgendwo gebrannt hätte? Erst jetzt wird deutlich, welche Jahrhundertchance die Akademie hier vertan hat: statt Werkstättenbau das Altersheim. Oder eröffnet dieser Neubau die Perspektive? Emeritierung des akademischen Lehrkörpers gleich gegenüber.
Es war der allerbeste Sommerrundgang seit Jahren. Mit Abstand. Tatsächlich. Mag die Akademie auch in der Dauerkrise stecken, was die Durchgekommenen in den Klassenräumen aufboten lässt hoffen: Die einst bedeutendste unter den deutschen Kunstakademien nötigte immerhin 60 angehenden Künstlern und Künstlerinnen großartige, teils raumfüllende, teils nur wenige Zentimeter große Werke ab. Stellt sich die Frage, ob wegen oder gegen den zähen Betrieb der Akademie. Von „Antiakademismus“ ist innerhalb wie außerhalb der staatlichen Institution jedenfalls nichts zu spüren. Also bleibt der Akademismus als Startrampe ins freie Künstlertum.
Alle 60 kommen durch. Wer einmal an der Akademie angenommen ist, wird seinen Abschluss machen. Keine Prüfung, keine Bewertung, noch gar Benotung steht im Weg. Zum Abschluss gibt es stattdessen ein Gespräch mit zwei Professoren. Durchfallquote 0%. Dann geht es in die freie Wildbahn. Werden Weltstars von morgen darunter sein?
Eine schöne Tradition soll hier einmal besonders gewürdigt werden: die unintentional still lifes.
Die Waschbecken (Edelstahl oder Porzellan) in den Klassenräumen werden zu Behältnissen für üppige Blumenarrangements. Es sind zufällig zusammengesetzte Stillleben aus Geschenken und Mitbringseln für den Künstler oder die Künstlerin, die sich im Raum zusammen mit ihren Abschlussarbeiten präsentieren.
Jedes unintentional still life lässt Rückschlüsse auf die ausgestellte Arbeit zu. Die Auflösung finden sie am Ende dieses Beitrags. So viel sei vorab verraten. Eine Absolventin machte die Blumenspenden sogar zum Bestandteil ihrer Abschlussarbeit.
Hier zur Auflösung:
1. Nuru Afnan-Samandari
2. Frederic Bahr
3. Levan Svamishvili
4. Gowoon Lee
5. Enya Burger
6. Lukas Köver
7. Julius Reinders
8. Roland Sonnabend/ Martin Malalla
9. Emmélie Lempert/Fabian Sokolowski
10. Max Mucha
11. SOFF
12. Lara Werth
13. Magdalena Frauenberg
14. Caspar Wölfi/ Benedikt Sabel
15. Philipp Krabbe
16. Haining Huang
17. Sarah Jeong
18. Christoph Thormann
19. Annika Hoffmann
20. Junkya Lee (Das Becken bleibt hier leer. Lee nimmt seine Blumen jeden Tag mit nach Hause, weil sie nicht zu seiner Abschlusspräsentation gehören.)
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