Wo der Baucontainer stand, lädt jetzt ein langer Tisch und ein paar Stühle zum Verweilen ein. Für Schatten hat Helge Achenbach auch gesorgt. Vier prächtige große Linden, Birnbäume und üppig blühende Oleander hat er irgendwie aus den Tiefen seines Zylinders gezaubert. Sie stehen da in dicken Kübeln auf dem Beton des lange leer stehenden Tönishof bei Kaarst.
Wir nehmen erst einmal Platz. Es gibt ein Glas Wasser. Hüte, Zylinder inclusive, hat Helge Achenbach eigentlich allesamt ablegen wollen. „Ich bin ein anderer Mensch geworden. Ich möchte nicht mehr handeln und dealen. Diesen Helge gibt es nicht mehr. Ich bin der andere Helge.“ Außer einem: Ich will mich in der Welt der Kunst und Kultur engagieren, aus der ich komme.“ Als Sozialarbeiter, Spezialgebiet Kunstvermittlung hat er einst angefangen. Noch im Gefängnis reifte der Plan „Kultur ohne Grenzen“ zu gründen. Damit hat Achenbach das Thema der Saison treffsicher gefunden. Künftig will er Künstlern, Schriftstellern, Musikern und Fotografen aus Kriegs- und Krisengebieten helfen, ihnen seine “reichen Erfahrungen” und seine blanken Kontakte zur Verfügung stellen.
Nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haftstrafe ist Achenbach frei – auf Bewährung. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat den ehemaligen Kunstberater Helge Achenbach kürzlich in letzter Instanz zu 16,1 Millionen Euro Schadenersatz verurteilt. Damit reduzierte das Gericht zwar die Forderungen der Familie des gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht um 2,6 Millionen Euro. Was bringts? Achenbach bedauert: “Mein Vermögen hätte gereicht, der Familie Albrecht den Schaden zu erstatten.“ Doch durch das Insolvenzverfahren seien Millionenwerte vernichtet, Immobilien weit unter Wert abgewickelt worden und Oldtimer verschwunden. Mit den Schulden müsse er nun leben: “Das hängt 30 Jahre an mir wie ein Wackerstein.” Und die Linden? Die sind von einem Gärtner in der Umgebung, erzählt er mit leiser Stimme. Und das kam so: „Seine Frau wollte partout eines meiner Bilder. Also haben wir getauscht.“
Der Vierkanthof, eine Leihgabe des Projektentwicklers und Mäzen Pit Thunnissen, soll nach Plänen von David Chipperfield komplettiert werden. Chipperfield ist einer der wenigen Freunde aus alten, besseren Tagen, die zu Achenbach standen als er wegen Millionenbetrugs in Haft saß und seine Unternehmen der Reihe nach den Bach runtergingen, wie man am Rhein so schön sagt. Chipperfield besuchte Achenbach im Gefängnis.
Die alte, backsteinerne Scheune des Tönishof soll schon jetzt genutzt werden. Das Tor steht weit auf. Davor steht eine Gruppe überlebensgroßer, schwarzer Holzfiguren. Sie gehören zur ersten Ausstellung von Achenbachs Verein „Kultur ohne Grenzen“, der gemeinnützig arbeitet, wie der geläuterte Achenbach betont. Künstler in Not will er unterstützen, vornehmlich solche, die sich auf der Flucht vor politischer Unterdrückung in ihren Heimaltländern befinden. Die Eröffnungsausstellung auf dem Tönishof ist Jems Koko Bi gewidmet. Aber der ist gar nicht auf der Flucht. Koko Bi, 1966 in Sinfra, Elfenbeinküste geboren, lebt überwiegend in Essen und ist längst eine aufsteigende Größe in der zeitgenössischen Kunstszene seiner schwarzafrikanischen Heimat. Im Rheinland ist er kein Unbekannter seit er 1997 mit einem DAAD-Stipendium nach Deutschland kam und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Klaus Rinke studierte. 2000 schloß er als sein Kunststudium ab.
So gesehen ist Koko Bi kein Kandidat für Achenbachs neuen Verein. Ein Anfang immerhin. Der Afrikaner mit Wohnsitz in Essen hat auf dem Tönishof wochenlang gewohnt und gearbeitet und dort eindrucksvolle Holzplastiken, meist aus einem einzigen Eichenstamm mit der Kettensäge geschnitzt, oft hat er sie mit Brandzeichen geschwärzt. Besonders seine Themen treffen das Thema Flüchtlinge, Verfolgung, Folter, Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte (Convoi royal). Auch Bi hängt am großen Thema seiner Heimat, auch er bedient damit den aktuellen Geschmack. Welcher Künstler kann sich heute noch davor verwahren, keine Refugees in sein Werk aufzunehmen? Nicht anders der hochgerühmte chinesische Meistermaler Liu Xiaodong in der Kunsthalle und NRW-Forum Düsseldorf abgefeiert wird (– 19. August).
Auf dem Tönishof werden demnächst sechs Studios fertig gestellt. Hier können verfolgte Künstler wohnen und arbeiten und auf eine Ausstellung im Freigelände und der großen Ausstellungshalle hoffen. Der Maler, Karikaturist und Autor Yahia Alselo, ein Kurde aus Syrien, hat als einer der erster hier aufgeschlagen. Die türkische Malerin und Journalistin Zehra Dogan kam in der Türkei ins Gefängnis, weil sie ein Bild von einem kurdischen Dorf gemalt hat, das die Türken zerbombten. Erste Kontakte zu ihr hat Günther Wallraff aufgenommen, bei dem Achenbach seinen Wohnsitz hat. Sollte sie frei kommen, steht ihr der Tönishof offen. Im Fall von Koko Bi hat Helge Achenbach bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß ihm das Talent, Ausstellungen einzurichten, keineswegs verloren gegangen ist. Auch konnte er zwei große Arbeiten von Bi verkaufen. Der Erlös fließt dem Künstler und dem Verein zu.
So gesehen ist Koko Bi gar kein Kandidat für Achenbachs neuen Verein. Ein Anfang immerhin. Der Afrikaner mit Wohnsitz in Essen hat auf dem Tönishof wochenlang gewohnt und gearbeitet und dort eindrucksvolle Holzplastiken, meist aus einem einzigen Eichenstamm mit der Kettensäge geschnitzt, oft hat er sie mit Brandzeichen geschwärzt. Besonders seine Themen treffen das Thema Flüchtlinge, Verfolgung, Folter, Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte (Convoi royal). Auch Bi hängt am großen Thema seiner Heimat, auch er bedient damit den aktuellen Geschmack. Welcher Künstler kann sich heute noch davor verwahren, keine Refugees in sein Werk aufzunehmen? Nicht anders der hochgerühmte chinesische Meistermaler Liu Xiaodong in der Kunsthalle und NRW-Forum Düsseldorf abgefeiert wird – 19. August.
Auf dem Tönishof werden demnächst sechs Studios fertig gestellt. Hier können verfolgte Künstler wohnen und arbeiten und auf eine Ausstellung im Freigelände und der großen Ausstellungshalle hoffen. Der Maler, Karikaturist und Autor Yahia Alselo, ein Kurde aus Syrien, hat als einer der erster hier aufgeschlagen. Die türkische Malerin und Journalistin Zehra Dogan kam in der Türkei ins Gefängnis, weil sie ein Bild von einem kurdischen Dorf gemalt hat, das die Türken zerbombten. Erste Kontakte zu ihr hat Günther Wallraff aufgenommen, bei dem Achenbach seinen Wohnsitz hat. Sollte sie frei kommen, steht ihr der Tönishof offen. Im Fall von Koko Bi hat Helge Achenbach bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß ihm das Talent, Ausstellungen einzurichten, keineswegs verloren gegangen ist. Auch konnte er zwei große Arbeiten von Bi verkaufen. Der Erlös fließt dem Künstler und dem Verein zu.
Auch mit den eigenen Bildern soll es voran gehen. „Probation“ heißt die erste Einzelausstellung mit Achenbach-Gemälden. Die Ausstellung findet bei Ulli Maier im Rahmen der DC-Open statt (Bespoke, Ackerstraße 69, 40233 Düsseldorf, Eröffnung ist am 7. September). Der Ausstellungstitel – dt. Bewährung, Probezeit, Strafaussetzung – zeugt jedenfalls von einem neuen Charakterzug Achenbachs: Selbstironie.
Redaktionelle Mitarbeit Benita Ortwein
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